Ärzte-Spezial - Botulinum
Plastische und ästhetische Chirurgie - Die Kontroverse um ein häufig verkanntes Medikament
Wir kennen alle die aalglatten
Masken hinter der Kamera
aus der bekannten Filmeschmiede
des Bundesstaates Kalifornien.
Manchmal erwischen
wir sie auch hinter der Kamera
eines öffentlich-rechtlichen
Senders oder gar beim Einkaufen
im heimischen Markt.
Botulinumtoxin oder auch
sprachgebräuchlich Botox,
kurz BTX, hat uns gesellschaftlich
voll erwischt. Doch
was macht BTX wirklich? Ist
jeder nach einer BTX-Therapie
eine Marionette seiner selbst?
Kann das BTX nur Falten glätten?
Eine genauere Auseinandersetzung
klärt auf und
räumt Vorurteile aus dem
Weg.
Was ist Botulinumtoxin?
Es handelt sich dabei um
ein hochpotentes Nervengift
aus dem Stoffwechselprozess
eines gleichnamigen Bakteriums.
BTX hemmt die Signalweiterleitung
zwischen Nerv
und Muskel effektiv für 3 Monate
und führt somit zu einer
weniger angespannten Muskulatur.
In der Medizin werden
nur Mikrodosen dieses
Giftes verwendet, so dass der
Einsatz bei korrekter Handhabung
für den Patienten risikoarm
ist.
Was sind typische Anwendungsgebiete?
Natürlich hat sich der Nutzen
von BTX zur Faltenbehandlung
vor allem in den
letzten beiden Jahrzehnten
etabliert. Durch eine gezielte
Lähmung kleiner Muskelgruppen
wird die darüber liegende
Haut weniger bewegt
und eine Faltenbildung tritt
dann nicht mehr ein. Die
Haut schafft es bis zu einem
gewissen Grad einen Faltenkrater
durch natürliche Revitalisierungsprozesse
neu aufzubauen
und die Haut wirkt
einen Behandlungsschlüssel
dagegen gibt es noch nicht.
Anders ist es wenn man im
eigenen Ermessen „doof“ altert,
dann ist ein Mittelchen
gegen Krähenfüße, die Zornesfalte,
Stirnfalten etc. in
wohl dosierter Form herzlich
Willkommen. Nebeneffekte
können der positive Einfluss
auf Migräne sowie auf Depressionen
sein.
Ihr Plastischer Chirurg ist
in der Lage die Grenzen von
Botulinumtoxin aufzuzeigen
und es nach Ihren ästhetischen
Wünschen zu dosieren.
In verschiedenen Fachdisziplinen
wird BTX erfolgreich
angewendet. Eine der wichtigsten
Anwendungsgebiete
ist die gewollte Lähmung ganzer
Muskelgruppen, wenn diese
durch Schlaganfälle oder
Erkrankung eine erhöhte Anspannung
aufweisen und dadurch
zu Fehlhaltungen führen.
Beim Zähneknirschen
durch eine erhöhte Aktivität
einer der Kaumuskeln, hilft
Ihnen der Zahnarzt mit einer
Schiene, um Ihre Zähne vor
unnatürlicher Abnutzung zu
schützen. Doch zusätzlich
kann BTX bei einem vergrößerten
Kaumuskel verwendet
werden, um diesen nachhaltig
zu schwächen und eine Balance
des Kauaktes wiederherzustellen.
Bei behandelten Patienten
und Patientinnen lassen
die Schmerzen in den Kiefergelenken
sowie die häufig
begleitenden Nackenschmerzen
nach.
Auch bei vermehrter
Schweißsekretion kann BTX
helfen. Durch eine gezielte Injektion
in die Haut der Acheln
können die Schweißdrüsen
gehemmt werden. Betroffene
haben so eine minimalinvasive
Möglichkeit sich des psychischen
Druckes eines vermehrten
Schwitzens zu entledigen.
Botox hat viele weitere Anwendungsgebiete.
Ein Facharzt
sollte Sie fachgerecht aufklären,
unerwünschte Wirkungen
in den zu behandelnden
Regionen aufzeigen und
Ihnen die Möglichkeiten und
Grenzen einer Behandlung
darlegen können. Reich und
schön wie in Hollywood? Botulinumtoxin
könnte genau
das vermitteln, doch es ist viel
breiter anwendbar als man
vermutet.